Saturday, 26 July 2014

Das B-Werk

Das B-Werk Besseringen ist nur Sonntags zu besichtigen. Zum Glück ist uns das an unserem Urlaubs-Sonntag auch aufgefallen, sonst hätten wir es nur von außen angucken können. Auch wenn unsere Kids am liebsten den ganzen Tag auf dem Bauernhof verbracht hätten, ein bisschen was Geschichte & Co. wollten wir Eltern schon erleben.

Das B-Werk liegt an eine 'gut befahrene Straße' und ist fast unscheinbar. Aber das war wahrscheinlich auch die Idee dahinter. Das B-Werk Besseringen  war damals einer der am besten ausgestatteten Bunkeranlagen des Westwalls und die ganze Anlage verteilt sich auf 3 Ebenen in dem 44 Räume ihren Platz finden. Das 'B' bezieht sich übrigens auf die Wandstärke des Bunkers: ganze 1,5m stark (die Decken übrigens auch)!

Heute dient das B-Werk als Museum und als Mahnmal. Und auch wenn Sohn #1 und #2 noch nicht so viel über das 2. Weltkrieg wissen - Erzählungen von Ur-Omas und Ur-Opas mal außen vor gelassen - fanden wir doch, dass die Kids da mit sollten. Einen tatsächlichen Rundgang der Geschichte ist doch viel informativer und plastischer als Zeichnungen in Bücher und Filme auf dem Schulfernseher...

Betreut wird das B-Werk durch dem Heimatverein der Stadt Merzig. Hinter dem Wachhäuschen wurden wir sehr freundlich von einem der Vereinsmitglieder begrüßt und auf mögliche Gefahren im Bunker (herausstehende Metalteile von Decken, Wänden und sogar im Boden, etc.) hingewiesen und bekamen dann einen Flyer in der Hand gedrückt. Im Flyer wurde sehr detailliert und für unsere Jungs verständlich erklärt, wie, wo und was da zu sehen ist bzw. was es früher da zu sehen gab. Und dann noch den Hinweis, die Besichtigung besser auf dem Bunker zu starten. Leider habe ich vergessen Fotos von 'auf dem Bunker' zu machen - so fremd war der Gedanke dass aus diese Öffnungen Flammenwerfer gearbeitet haben oder Granaten rausflogen ... 

Ein Hinweis von mir für Touries mit Kleinkinder: ich persönlich würde nicht auf eine Tragehilfe verzichten wollen wenn man das B-Werk von Innen besichtigen möchte. Ich hatte Little Miss Madam im Tragetuch auf der Hüfte, da war eigentlich nur der Ein- und Ausstieg ein wenig kniffelig gewesen (steile Betontreppen und niedriger Eingangshöhe). Aber mit Husband's Arm zum Drankrallen ging es. 
In den AGBs steht u.A., dass man bitte nicht die Wände etc. anfassen soll, wäre doch jahrzehntelang Staub drauf gesammelt. Deswegen und wegen den ganzen Stolperfallen (die für uns doch nicht so unübersehbar waren wie befüchtet) war ich froh die Kleine gut und fest am Körper gebunden zu haben. Sie nicht so ;o)

Nicht alle Räume waren begehbar, aber die, die es waren, waren beeindruckend. Wir sind den Flyer gefolgt und haben so unseren Rundgang gemacht. Husband war ein hervorragender Guide und erklärte den Jungs wo genau früher Decken eingezogen waren, wie Flammen- und Granatenwerfer funktionierten (es gibt dazu auch Bilder und Zeichnungen) und machte mich drauf aufmerksam, dass sogar Soldaten im Krieg nähen müssten.

Sämtliche original Gegenstände würden in dem Bunker als Teil der Ausstellung eingesetzt. Alte Kisten in dem verschiedene Utensilien hineingeschleppt und verstaut wurden ...


... Kochtöpfe in der Küche, die für die Verpflegung von 80-90 Mann ausgelegt war (dabei nur unwesentlich größer - wenn überhaupt - als eine Küche im normalen Haushalt heutzutage) und sogar alte Konservendosen im Speisekammer, die bis heute nicht geöffnet wurden. Kaum zu glauben dass das B-Werk so ausgestattet war, dass es einen ganzen Monat ohne Kontakt etc. zur Aussenwelt agieren konnte.



Ein Schlafraum mit minimalem Platzbedarf, dafür aber mit Tisch, Stühle und Suppengewürz. Zum Teil wurden 3 Betten übereinander gehängt mit knappe 50 cm Platz bis zum Bett dadrüber bzw. bis zur Decke. Aber sogar die Ketten an dem die Betten hingen würden zum abhängen der Wasserflaschen benutzt. 


Andächtig betraten wir den Bereitschaftsraum und versuchten uns vorzustellen, wie es sich für die Soldaten angefühlt haben musste, hier auf einem der Hocker zu sitzen und auf einem Befehl zu warten. Ich muss sagen, der Anblick der leeren Sitzplätze hat auf einmal die ganze Geschichte des B-Werks mit einem Schlag - für mich persönlich - ganz nah gebracht.


Das Krankenzimmer beherbergte alles, was man in so einem Mini-Krankenhaus so brauchte: Betten, Verbandsmaterial, Laken, OP-Kittel und ein OP Bett/Tisch(!). Das war etwas, dass für die Jungs total unvorstellbar war: die ganzen Bakterien, die anderen Kranken im Zimmer, und und und. Tja, es war damals eine andere Zeit - und definitiv auch eine ganz andere Situation.


Dafür waren die Belüftungsanlage, Stromerzeugung und Wasservorrichtungen schon fortgeschritten. Auch die Telekommunikationsanlage war sehr durchdacht. Zudem gab es auch drei Räume, nebeneinander, mit Durchreichen verbunden: schnelle, flurlose Kommunikation wenn es schnell gehen musste.

Überall im B-Werk stehen Info Tafeln indem zusätzliche Informationen gegeben sind. So in etwa wo man im Mauerwerk noch die Risse der Gasexplosion deutlich erkennen kann (Post-WWII, ein Anwohner hat mit Kerzenlicht eine Tür öffnen wollen) oder wo, während Aufräumarbeiten nach dem Krieg, zwei junge Merziger ihren Leben lassen müssten, weil Granaten unsachgemäß behandelt wurden. Auch gibt es ein ganze Raum im Bunker, der den 'Impact' des 2. Weltkreigs auf Stadt und Kreis Merzig auf große Tafeln beschreibt.

Es war uns klar, dass es kein 'Belustigungsausflug' sein würde. Trotzdem fanden wir es sehr interessant, auch für Familien mit älteren Kinder. Und wer nicht nur mit Infotafeln und Flyer besichtigen möchte, kann gerne eine Führung mit dem Heimatverein vereinbaren. 
Ob die Führung was kostet, das weiß ich nicht, aber einen Eintrittsgebühr besteht so nicht. Es gibt lediglich beim Ausgang eine kleine Dose für einen freiwilligen Spende zum Erhalt der Anlage.

Also für alle Interessierten:
B-Werk Besseringen
am Verkehrskreisen im Gewerbegebiet Siebend
66663 Merzig

Öffnungszeiten
Sonntags, 14h - 18h, April-September



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